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Experten: Die Pkw-CO2-Gesetzgebung muss komplett revidiert werden

Ein Positionspapier aus aktuellem Anlass: Der Forscherverband IASTEC (International Association of Sustainable Drivetrain and Vehicle Technology Research) stellt ein White Paper vor, mit dem Wege aufgezeigt werden sollen, den CO2-Ausstoß des Straßenverkehrs zu reduzieren. Dazu bedürfe es einer umfassenden Revision der Pkw-EU-Gesetzgebung insbesondere für das Jahr 2030, da diese gegen das Pariser Klimaschutzabkommen mit dem Ziel der bestmöglichen CO2 Reduktion verstößt.

In dem White Paper argumentieren die Experten, dass die Realemissionen der durch die Regulierungen erzwungenen Fahrzeuge in der Gesamtbetrachtung mehr als dreimal so hoch sein können wie der Flottengrenzwert im Jahr 2030 von ca. 49 Gramm CO2 pro Kilometer, was nicht einmal 2l/100km entspricht. Grund dafür ist der unsachgemäße Ansatz der EU-Kommission, der lediglich auf die am Auspuff anfallenden Emissionen abhebt.

So werden Elektroautos mit 0 Gramm CO2 pro Kilometer zertifiziert, während die tatsächlichen Emissionen über die Lebensdauer hinweg oft bis über 100 Gramm/km durch den Strombeitrag liegen können, zuzüglich einem mittleren Produktionsbeitrag des Antriebs inklusive Batterie von 76 Gramm CO2 pro Kilometer. Faktoren wie der notwendige Ausbau der elektrischen Infrastruktur wurden in den Berechnungen noch nicht einmal berücksichtigt.

Die aktuellen EU-Emissionsgesetze haben nach Ansicht der Experten nicht nur zu unerwünscht hohen CO2-Emissionen geführt, sondern auch zu gravierenden Fehlinvestitionen in der Automobilindustrie. Damit werde auch die Zulieferindustrie stark belastet. Aufgrund der Signalwirkung der 2030er Gesetzgebung auf die heutige Planung und der unverhältnismäßigen Einforderung der EU, faktisch nur noch E-Autos zu bauen, verlieren die Europäer heute die Zulieferbetriebe, die ohne Förderung und Langfristperspektive zunehmend von asiatischen Herstellern übernommen werden dürften.

Die Experten von IASTEC plädieren dafür, die EU-Emissionsgesetze dringend zu revidieren und die künftige Verschärfung der Emissionsgrenzwerte um eine ganzheitliche Betrachtung der unterschiedlichen Antriebssysteme zu ergänzen. Mittelfristig sei eine Cradle-To-Cradle-Betrachtung der Fahrzeugemissionen anzustreben, also eine Berechnung inklusive der Emissionen für Herstellung, Recycling und Energiebedarf im Betrieb. Als Zwischenlösung sei zumindest eine erweiterte Well-To-Wheel-Betrachtung unerlässlich, also die Einbeziehung von Energieverbrauch im Fahrbetrieb, ergänzt um eine vereinfachte Berechnung der Emissionen bei der Produktion.

Ein technologieoffener Neuansatz ohne Festlegung auf Elektroautos ist nach Ansicht der Experten nicht zuletzt im Interesse der Pariser Klimaziele unumgänglich. Prof. Thomas Koch aus Karlsruhe, Mitinitiator der IASTEC-Gruppe, stellt fest: „Würde sich die europäische Politik ehrlich machen und eine derartige, intelligente CO2-Gesetzgebung einführen, könnte sie die globale Technologieführerschaft wiedererlangen.“ (aum/jm)

Weiterführende Links: IASTEC Whitepaper - July 2024

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Prof. Thomas Koch.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Koch

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