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Wortklauberei (58): Selbstbetrug

Am Wochenende erfreute das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) unsere Medien mit einer frohen Botschaft. So titelte „Spiegel online“ brav: „Zahl der Elektroautos steigt weltweit rasant“. 2023 sind offenbar rund 50 Prozent Autos mit einer Batterie als Quelle für die Fahrenergie mehr neu zugelassen worden als im Jahr davor. ZSW rechnet mit einem weltweiten Bestand von 42 Millionen Elektroautos. Klimaexperten werden das mit Schrecken zur Kenntnis genommen haben.

Das sind nicht mehr als drei Prozent des weltweiten Bestands an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Negativ auf den Wert der ZSW-Zahl wirken sich außerdem zwei weitere Faktoren aus: Sie umfasst rein batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge, aber auch Plug-in- oder sogenannten Range-Extender-Systeme. In beiden sorgen in den meisten Fällen Verbrennungsmotoren für Fahrstrom. Außerdem betrachten diese Statistiken in aller Regel Personenwagen, weniger Nutzfahrzeuge, die deutlich mehr Kohlendioxid emittieren.

Aber das wirkt sich nur am Rande aus auf die Hauptaussage dieser scheinbaren Erfolgsmeldung. Wichtiger ist die Erkenntnis, dass der Elektroantrieb eine komfortable und reizvolle Alternative zu Benzin und Diesel darstellt, aber noch Jahrzehnte brauchen wird, bis er sich positiv aufs Klima auswirken kann. Gehen wir also besser davon aus, dass uns das Institut das Wochenende mit einer freundlichen Interpretation der eigentlich ernüchternden Realität den Sonntag versüßen wollte. Selbstbetrug ist schließlich keine wissenschaftliche Kategorie. (aum)

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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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