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VW verschärft Sparkurs: Werksschließungen und Entlassungen drohen

Die Situation bei Volkswagen spitzt sich zu. Im Rahmen seines Sparprogramms schließt die Kernmarke jetzt auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus, teilte das Unternehmen nach einer Führungskräftetagung mit. Die vereinbarte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschloss, werde aufgekündigt, berichtet dpa. Der geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche für die angepeilten Einsparziele nicht aus. Aus Sicht des Vorstands müsse die Kernmarke VW umfassend restrukturiert werden.

„Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden“, heißt es. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten umgehend massiven Widerstand an. Die Pläne seien „ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge“, zitiert dpa aus einer Sonderausgabe der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“. „Dagegen werden wir uns erbittert zur Wehr setzen“, erklärte Betriebsratschefin Cavallo. „Mit mir wird es keine VW-Standortschließungen geben!“ Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger sprach von einem „unverantwortlichen Plan“, der die „Grundfesten von Volkswagen erschüttert»“

Konkreten Zahlen, wie viele der rund 120.000 Stellen in Deutschland wegfallen könnte, nannte VW bisher nicht. Auch zu möglichen Standorten, die geschlossen werden könnten, gab es noch keine Angaben. Nach Angaben des Betriebsrats hält der Markenvorstand aber mindestens ein Fahrzeugwerk und eine Komponentenfabrik in Deutschland für entbehrlich.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil forderte VW auf, Standortschließungen zu vermeiden. Dass bei VW Handlungsbedarf bestehe, sei unstreitig, sagte der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, laut Mitteilung. VW müsse aber zunächst alle anderen Möglichkeiten zur Kostensenkung prüfen. „Dabei erwarten wir, dass sich die Frage einer Schließung von Standorten durch die erfolgreiche Nutzung von Alternativen schlichtweg nicht stellt. Die Landesregierung wird darauf ein besonderes Augenmerk legen.“

Die letzte Schließung eines Produktionsstandorts liegt bei VW mehr als 30 Jahre zurück: 1988 hatte VW seine Fabrik in Westmoreland in den USA dicht gemacht. In Deutschland wurde noch nie ein VW-Werk geschlossen. Neben dem Stammwerk in Wolfsburg unterhält VW Fabriken in Hannover, Emden, Osnabrück, Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Dresden und Chemnitz. Die Tochter Audi hatte jüngst bereits ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand gestellt.

Volkswagen hat seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen und liegt bei der Rendite weit hinter Konzernschwestern wie Skoda, Seat und Audi zurück. Ein 2023 aufgelegte Sparprogramm sollte hier die Wende bringen, das Ergebnis bis 2026 um zehn Milliarden Euro verbessern. Unter anderem sollen die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent sinken. Beim Personalabbau setzte VW bisher auf Altersteilzeit und Abfindungen, entsprechende Programme wurden im Frühjahr noch einmal ausgeweitet und 900 Millionen Euro für Abfindungen von bis zu 474.000 Euro für besonders lang gediente Mitarbeiter zurückgelegt.

Konzernchef Oliver Blume begründete den Kurs mit der sich zuspitzenden Lage. „Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft“, sagte er. Um die angepeilten Ergebnisverbesserungen von zehn Milliarden Euro bis 2026 zu erreichen, müssten die Kosten nun stärker als bisher geplant sinken. „Der Gegenwind ist deutlich stärker geworden“, sagte Markenchef Thomas Schäfer laut Mitteilung. „Wir müssen deshalb jetzt noch mal nachlegen und die Voraussetzungen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein.“ Laut „Handelsblatt“ geht es um bis zu vier Milliarden Euro, die zusätzlich eingespart werden müssen.

Dagegen kritisiert Betriebsratschefin Cavallo, mit der Ankündigung habe der Vorstand den bisher geltenden Grundkonsens aufgekündigt, dass Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung bei Volkswagen gleichberechtigte Ziele seien. „Für uns ist das eine Zeitenwende“, sagte sie laut dpa am Abend bei einer Pressekonferenz vor dem Werkstor. Das Unternehmen müsse sich auf eine wieder härter werdende Auseinandersetzung einstellen, „weil einfach die Grundfesten erschüttert sind“. Auf der Betriebsversammlung am Mittwoch rechne sie mit lautstarken Unmutsäußerungen aus der Belegschaft. „Ich glaube, dass es auf der Betriebsversammlung ungemütlich werden wird für die Vorstände.“ (aum)

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Produktion des Cupra Born im VW-Werk Zwickau.

Produktion des Cupra Born im VW-Werk Zwickau.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Seat

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Produktion des VW Golf im Werk Wolfsburg.

Produktion des VW Golf im Werk Wolfsburg.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Volkswagen

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Produktion des VW Golf im Werk Wolfsburg.

Produktion des VW Golf im Werk Wolfsburg.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Volkswagen

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